Sr. Imma Mack – Mädi
Sr. Imma Mack wurde am 10.02.1924 in Möckenlohe bei Eichstätt geboren – damals als Josefa Mack.
Sie und ihre beiden Geschwister wurden schon früh durch Eltern und Schule geprägt, die von Beginn an die nationalsozialistische Partei ablehnten. Mit 16 Jahren wagte Josefa Mack den Schritt in die Kandidatur der Armen Schulschwestern in München und begann im Jahr 1940 die Ausbildung zur Handarbeitslehrerin.
Leider wurde die Ausbildungsstätte in der Münchner Au im Januar 1942 durch die Nationalsozialisten zwangsweise geschlossen und die Kandidatin Josefa – unsere Sr. Imma Mack – arbeitete von da an als Helferin im Kinderheim der Schulschwestern in Freising St. Klara. Hier begann die besondere Zeit für Sr. Imma.
Das Konzentrationslager in Dachau hatte eine Gärtnerei, in der die Häftlinge unter menschenunwürdigen Umständen arbeiten mussten. Josefa Mack sollte dort Blumen und Gemüse holen und sah so das grauenvolle Elend der Häftlinge und beschloss zu handeln. Ab Mai 1944 brachte sie versteckt unter Blumen immer wieder Medikamente, Lebensmittel und Hostien und Messwein ins Lager. Der Weg von Freising nach Dachau war schwer, die Zugverbindung schlecht – so nutzte Sr. Imma auch das Fahrrad und im Winter einen Schlitten. Sie selber schwieg über diese für sie lebensgefährlichen Fahrten und beschrieb sie später einmal so: „Sie haben ja so viel gehungert dort im KZ. Für alle konnte man es sowieso nicht machen. Es war schrecklich. Aber ich habe immer gehofft, dass ich durchkomme. Ich war nie ängstlich, dass ich erwischt werden könnte. Ich war so jung, ich habe viel jünger gewirkt, als ich wirklich war. Ich hab schon harmlos gewirkt. Ich war ja doch ein unschuldiges Mädel.“
Im Lager waren neben unzähligen politischen Gefangenen auch mehr als 2800 Priester im sogenannten Priesterblock inhaftiert. Unter ihnen war Karl Leisner, ein schwerkranker Diakon. Er hatte für die letzten Tage seines Lebens einen großen Wunsch: die Priesterweihe. Im Lager gab es einen Bischof und so bekam Josefa Mack eines Tages einen wichtigen Auftrag. Sie sollte die notwendigen Dokumente, liturgischen Gegenstände und Materialien zu den Häftlingen bringen – versteckt in ihrem Korb unter den Blumen. So konnte Karl Leisner im Jahr 1944 heimlich die Priesterweihe empfangen und kurz vor seinem Tod noch die Primiz – seine erste heilige Messe – feiern. So konnte Josefa Mack, liebevoll „Mädi“ genannt, erheblich zur einzigen Priesterweihe, die jemals in einem Konzentrationslager gefeiert wurde, beitragen. Wir können nur ahnen, welche Hoffnung, welcher Glauben und welcher Zusammenhalt in der so grauenvollen Zeit plötzlich spürbar waren.
Als die Schrecken des Krieges vorbei waren, ging Josefa ins Noviziat bei den Armen Schulschwestern v.U.L.Fr. und war von da an Sr. Maria Imma Mack. Sie lebte und arbeitete bescheiden, zunächst in Garmisch, später in der Münchner Au als Handarbeitslehrerin, wo sie dann am 21. Juni 2006 im Kreise ihrer Mitschwestern starb.
Lange hatte sie über ihre Fahrten ins Dachauer Konzentrationslager und ihre Erfahrungen geschwiegen. Erst 1989 schrieb sie ihre Erinnerungen in dem Buch „Warum ich Azaleen liebe“ nieder. Für ihren mutigen und selbstlosen Einsatz erhielt Sr. Imma Mack viele Auszeichnungen, auch den Bayerischen Verdienstorden, das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und das Ehrenkreuz Pro Ecclesia et Pontifice. Sie wurde sogar als femme chevalier in die französische Ehrenlegion aufgenommen. Doch wer sie noch kennenlernen durfte, der erlebte eine einfache, liebenswürdige und lebensfrohe Ordensfrau, die ihr Leben lang für Menschen ein offenes Herz und offene Ohren hatte.