„Wir aber hatten gehofft“
Anhand der bekannten Perikope „Die Erscheinung Jesu auf dem Weg nach Emmaus“ (Lk 24, 13-35) mit dem Thema „Wir aber hatten gehofft“ bereiteten sich 20 Schwestern auf die Feier ihres 40-, 50- und 60-jährigen Ordensjubiläums vor.
Zum Abschluss der Exerzitien mit dem Festgottesdienst konnten von den insgesamt 31 Schwestern, die in diesem Jahr ihr 40-, 50-, 60- oder sogar 75-jähriges Jubiläum begehen, sechs weitere bei den Feierlichkeiten anwesend sein, darunter auch eine der 75-jährigen Jubilarinnen. Besonders erfreulich war, dass auch je eine Schwester aus der Ungarischen und der Provinz Österreich-Italien das Jubiläum mit ihrer Noviziatsgruppe hier im Mutterhaus feiern konnte.
Nachdem Pater Erik Riechers, SAC, Vallendar die Jubilarinnen in der Exerzitienwoche begleitet hatte, war er nun auch Hauptzelebrant des Festgottesdienstes. Mit ihm feierten fünf weitere Priester und ein indischer emeritierter Bischof am Altar mit. Der Hausgeistliche Dr. Andreas Kowatsch begrüßte diese zu Beginn der Feier und zugleich die Festgemeinde: Freunde, Bekannte, Verwandte der Jubilarinnen sowie Mitschwestern aus nah und fern.
In der Lesung, der Pfingstpredigt des Petrus (Apg 2, 14.22-33), wurde bereits darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, Zeugnis zu geben von einem besonderen Ereignis/einer besonderen Person – in diesem Fall die Person Jesu und seinen Tod und seine Auferstehung zu bezeugen.
Diese Thematik wurde augenscheinlich auch im Evangelium über die Emmausjünger (Lk 24, 13-35) aufgegriffen, denn hier sprechen die Jünger auf dem Weg nach Emmaus über das für sie Unfassbare, das wenige Tage zuvor in Jerusalem geschehen ist. Ihre Augen sind so verschlossen, dass sie das neue, unfassbare Ereignis nicht wahrnehmen, dass nämlich der, um den sie trauern, sie auf ihrem Weg begleitet.
In seiner Ansprache griff Pater Erik einen wenig bedachten Aspekt dieser Emmaus- Begegnung auf, dass dieser Text im Grunde nämlich zwei Gespräche beinhalte:
Das erste Gespräch, das Emmaus-Gespräch, in dem die Jünger über all das sprachen, was sich in Jerusalem ereignet hatte, über ihre dunklen, harten, niederdrückenden Erfahrungen. Bei diesem Gespräch sei Jesus zunächst der Hörende. Erst als die Jünger sich alles von der Seele geredet haben, greift Jesus ein und eröffnet neue Perspektiven, die zu neuem Leben führen.
Dann – eher am Ende der Perikope – folge das Jerusalemer Gespräch, das von dem erzählt, „was unsere Herzen warmlaufen lässt“, das, was unser Herz neu bewegt, wo und wie unser Leben gelungen ist.
Und Pater Erik warnt davor, nur Emmaus-Gespräche zu führen: „Das Emmaus Gespräch ist wichtig, aber nur wenn es zu einem Jerusalemer Gespräch führt. (…) Ohne Emmaus- Gespräch nehmen wir nie Abschied von dem, was uns im Tod gefangen hält. Emmaus ist der Ort, wo auferwecktes Leben neu entdeckt, gespürt und erkannt wird. Jerusalem ist der Ort, wo dieses Leben gestaltet wird.“ Er hebt hervor, dass gerade das Jerusalemer Gespräch die hohe Kunst für eine Jubilarin sei und begründet das mit dem Unterschied dieser Gespräche. Das Emmaus Gespräch erzähle Gott alles, was sie unterwegs erlebt haben, das Jerusalemer Gespräch dagegen erzähle den Menschen alles, was sie unterwegs erlebt haben. Beide Gespräche im Leben der Jubilarinnen würdigt Pater Erik am Ende der Homilie:
„Für alle Emmaus Gespräche Ihres Lebensweges sage ich ‚Gott sei Dank, dass Sie über schmerzhafte Stunden des Lebens hinweggekommen sind.‘ Für alle Jerusalemer Gespräche ihres Lebens sage ich: ‚Danke, dass Sie zurückgekehrt sind, um uns allen zu berichten, was Sie unterwegs erlebt haben, und wie und wo Sie ihn erkannt haben, als er das Brot für Sie brach.‘“
Zwei Gespräche, die nicht nur für das Leben der Jubilarinnen wichtig und bedeutsam sind, sondern sicher für einen jeden Christen und für die Menschen, denen wir auch ein Jerusalemer Gespräch ermöglichen.
Im Anschluss an die Homilie lud Provinzoberin Schwester M. Monika Schmidt die Jubilarinnen zur Erneuerung ihrer Gelübde ein und so erneut Antwort zu geben auf den Ruf Gottes, auf seine Treue und seine Liebe, die sie in ihren Leben erfahren haben. Die Provinzoberin nahm die Gelübdeerneuerung der Jubilarinnen dankend entgegen und wünschte ihnen: „ Der Herr segne Ihre erneute Bereitschaft, er stärke Ihr Vertrauen auf seine Führung und er schenke Ihnen – wie es Mutter Theresia formuliert – nach einem Leben in Treue die Fülle des Lebens in der Ewigkeit.“
In den Fürbitten gedachten die Jubilarinnen aller Schwestern der Kongregation, der Jubilarinnen, die nicht anwesend sein konnten, der verstorbenen Schwestern aus den Jubiläumsjahrgängen, der Verantwortlichen in Kirche und Welt, der Familien und jungen Menschen sowie aller Verstorbenen.
Am Schluss der Feier überreichte Schwester M. Monika mit einem persönlichen Wort allen Jubilarinnen eine Rose als Zeichen der Wertschätzung, des Dankes und der Liebe, nachdem sie ihnen mit auf den Weg gegeben hatte: „Immer wenn der Weg beschwerlich wird, denken Sie an die Botschaft der Rose: ’Ich bin geliebt.’“
Die Eucharistiefeier endete mit dem traditionellen Gang zum Grab, von wo aus die Jubilarinnen mit dem Segen Mutter Theresias wieder in ihre Gemeinschaften hinausgesandt wurden.
Mitschwestern aus den umliegenden Filialen bzw. den Heimatfilialen, Angehörige und Freunde gratulierten den Jubilarinnen nach dem festlichen Gottesdienst im Vestibül.
Während des Mittagsmahls gratulierte der Schwesternchor, der bereits die Messe feierlich mitgestaltet hatte.
Für die intensive und bereichernde Exerzitienwoche und den gelungenen Festtag dankte Schwester M. Sibylle allen, die durch kleine und große Dienste zum Gelingen der Festwoche und der Feier beigetragen hatten.
Die Jubilarinnen kehrten zuversichtlich und dankbar in ihre Gemeinschaften zurück. Wir freuen uns, dass die Tage gesegnet waren, und danken allen, die dazu beigetragen haben.