‚Kleines Senfkorn Hoffnung‘ stand über dem diesjährigen Gottesdienst am 9. Mai zu Ehren der Seligen Maria Theresia von Jesu Gerhardinger. Diese Hoffnung und das Vertrauen in die Führung Gottes waren sicher prägend für die Vision der Ordensgründerin. Um im Bild zu bleiben: Aus dem kleinen Samenkorn am Anfang der Gemeinschaft mit drei Schwestern war im Jahr ihres Todes 1879 ein großer Baum mit rund 2.000 Schwestern in Europa und Nordamerika geworden. Heute, 140 Jahre nach dem Tod Mutter Theresias, wirken noch über 2.000 Schwestern in 30 Ländern der Erde auf fünf Kontinenten.
Nach der Eröffnung der Eucharistiefeier durch den Hauptzelebranten DDr. Andreas Kowatsch brachten Kinder des Theresia-Gerhardinger-Kindergartens am Anger ‚etwas Kleines und etwas Großes‘ und verdeutlichten damit das Geheimnis des Samenkorns: Das kleine Korn, in die Erde gesteckt, entfaltet große Kraft und kann zu einem großen Zweig und damit auch zu einem großen Baum heranwachsen. Die Leiterin des Kindergartens übertrug anschließend dieses Bild auf unseren Glauben: „Alles, was wir aus Liebe zu Gott tun, sei es noch so klein, unscheinbar und wenig, entfaltet eine große Kraft und Hoffnung, die die Welt durchwirken und verändern kann.“
Die Lesung aus der Schöpfungsgeschichte (Gen 1, 11-13) griff das anfängliche Werden der Pflanzen auf mit dem Auftrag Gottes, dass jeder Same nach seiner Art sich entfalte und Frucht trage.
Im Sämanns-Gleichnis im Matthäus-Evangelium (Mt 13, 31-32) versucht Jesus seinen Jüngern im Bild des unscheinbaren Senfkorns das Werden des Himmelreiches zu verdeutlichen: Der kleine Anfang wird zu etwas überraschend Großem.
Diesen Gedanken griff DDr. Andreas Kowatsch in seiner Predigt auf. Dabei sprach er zunächst die Kinder an, die in ihrer Hinführung bereits das Wesentliche dieses Gleichnisses benannt hatten: Aus dem kleinen Senfkorn wird eine schöne, große Pflanze und je nach Art auch ein großer Baum. Er verwies darauf, dass Jesus Bilder v.a. dann genutzt habe, wenn es um wirklich wichtige Dinge gegangen sei. Im Bild des kleinen Senfkorns habe Jesus versucht, von seinem Vater zu sprechen und von der Gemeinschaft, die er um sich sammelte und mit deren Hilfe Reich Gottes hier auf Erden möglich werde.
In einem solch großen Baum könnten die Vögel des Himmels nisten, sie könnten dort ausruhen, Junge bekommen, Zukunft werden lassen, gleichzeitig biete dieser Baum auch Schatten und Schutz.
Diese Auslegung bezog DDr. Kowatsch sowohl auf die Kongregation, die aus kleinen Anfängen erwachsen sei, als auch auf die Kirche, die für viele Menschen trotz aller negativen Entwicklungen auch heute noch ein Ort der Rastens und der Ruhe sei. Mutter Theresia, die damals auf die Nöte der Zeit geantwortet habe, habe vielen Kindern eine Zukunft gegeben, und dieser Same konnte aufgehen. Mutter Theresia habe vielen Menschen Hoffnung geschenkt und sei von daher eine Hoffnungsgestalt, die sich – genau wie Schulschwestern auch heute noch in den verschiedenen Provinzen – den sehr unterschiedlichen Herausforderungen gestellt habe.
Und DDr. Kowatsch beendete seine Ansprache, indem er seinen Wunsch an alle zum Ausdruck brachte, dass diese Hoffnung uns allen geschenkt werde.
Wie aber kann diese Hoffnung Wirklichkeit werden? „Alles Große beginnt im Kleinen“, so die Grundschulkinder in den Fürbitten, in denen sie für Personengruppen unterschiedlichen Alters und in ganz unterschiedlicher Verantwortung beteten und um Mut für die kleinen Schritte baten. Diese Bitten unterstützten sie mit einem Liedruf und meditativen, beeindruckenden Bewegungen.
Am Ende des Gottesdienstes dankte Schwester M. Veronika Amrhein allen, die den festlichen Gottesdienst und die anschließende Begegnung vorbereitet und mitgestaltet hatten – den Kindergarten- und Grundschulkindern, den Studentinnen und der Organistin für die musikalische Gestaltung, dem liturgischen Dienst und all den Mitschwestern, die im Hintergrund gewirkt hatten.
Um etwas von diesem Werden – aus etwas Kleinem kann Großes wachsen – anschaulich selbst zu erleben, erhielten alle Mitfeiernden nach dem Gebet am Grab unserer Seligen Mutter Theresia ein Tütchen mit Samen.
Der Festtag klang aus in einer frohen Begegnung im Vestibül, zu der alle Mitfeiernden eingeladen waren.