Mit viel Spannung haben wir in diesem Jahr den Tag der Deutschen Einheit erwartet – schließlich sollte ja da die erste Radltour von Freising nach Dachau stattfinden. Viele Fragen drehten sich die Tage davor im Kreis…

Werden wir den richtigen Weg finden?
Werden alle wohlbehalten am Ziel ankommen?
Wird das Wetter mitspielen?
Wird die Kondition ausreichen?
Wer wird sich da mit uns auf den Weg machen?

Jetzt – sicher am Ziel angekommen – bekommen alle Fragen einfach nur ein strahlendes Smiley (-:.
Wir hatten tolle Teilnehmer, die sich voll auf unsere Tour, auf uns und auf die Stationen eingelassen haben. Alle sind angekommen, keiner uns davon geradelt, sogar das Wetter hat mitgespielt und blieb trocken (den ausdauernden Gegenwind hätten wir allerdings nicht gebraucht!). Und: Abgesehen von einer Streckensperrung haben wir genau die geplante Strecke wiedergefunden.
Unser herzlicher Dank geht an die Teilnehmer, an die Schwestern, die mitgeradelt sind und an Sr. Karolina, die uns auf der Strecke so gut mit Brotzeit versorgt hat. Und natürlich an all diejenigen, die an uns gedacht haben und uns mit Gebeten erfolgreich unterstützt haben.
Gemeinsam begonnen haben wir in unserem Kloster in Freising in der Kapelle, weil der Wind doch recht frisch war. Mit Liedern und Gebeten erbaten wir uns den Schutz für diese besondere Wallfahrt und ließen mit Auszügen aus ihrem Buch „Warum ich Azaleen liebe“ Sr. Imma Mack aufleben.

Dann ging es los und kaum hatten wir Freising hinter uns gelassen, kam auch schon die erste Hürde. Eine Straßensperrung….

Doch ein – dank einiger ortskundiger Teilnehmer – kleiner Umweg führte uns zurück auf die richtige Strecke und wir radelten, und radelten, und radelten… und lernten uns rasch ein bisschen besser kennen.

An der ersten Wegstation setzen wir uns mit Kreuzen auseinander, die wir uns als Menschen selbst gegenseitig auferlegen. Durch Krieg, Hass, Neid, Egoismus…
Der Nationalsozialismus war wohl das schlimmste – menschengemachte – Kreuz in der Geschichte Deutschlands. Gemeinsam sind wir in unserer Zeit dafür verantwortlich, es besser zu machen und die Chance zu ergreifen, friedlich und menschenwürdig miteinander zu leben. Jesus ist uns da mit Sicherheit das größte Vorbild, die größte Hilfe und die größte Herausforderung…

Schließlich ging es wieder ein Stück weiter, zur Schloßkapelle in Ottenburg. Dort erwartete uns eine längere Pause und Sr. Karolina mit Käsesemmeln, Brezen, Wienern und Apfelschorle.

Frisch gestärkt setzten wir uns nach einem Impuls erneut auf die Fahrräder.
Imma Mack hatte sehr viel Mut und zugleich war sie voll Vertrauen auf Gott, der ihr zur Seite stand. Doch auch sie verspürte die Angst, war sich bewusst, dass ihr Leben und vielleicht auch das der anderen auf diesem gefährlichen Weg in Gefahr war. Sie hat nicht aufgegeben, sie hat nie daran gezweifelt, dass ihr Tun richtig war. Ihr Herz brannte und sie setzte alles ein, was sie hatte, für Menschenwürde, für Gerechtigkeit… Diese Werte waren es ihr wert, alles zu geben.

Wir radelten die ersten Kilometer nach der Mittagspause schweigend weiter und überlegten, was Sr. Imma Mack uns heute sagen kann. Was ist es wert, dass wir uns mit voller Power dafür einsetzen?

Schließlich ging es geradewegs auf dem Ammer-Amper-Radweg auf Dachau zu und bald fanden wir uns bei den Gewächshäusern wieder, in denen einst die Häftlinge arbeiteten.

Gemeinsam besuchten wir dann die KZ-Gedenkstätte und hielten in der Todesangst-Christi-Kapelle auf dem Gelände eine Abschlussandacht.

Dabei fragten wir uns erneut: Was ist es uns wert, dass wir uns mit brennendem Herzen dafür einsetzen? Wir schrieben unsere Gedanken auf eine Kerze und zündeten sie an. Wir beteten an diesem so leiderfahrenen Ort zu Gott, dass wir in Bewegung bleiben, dass wir uns einsetzen für eine bessere Welt, für Menschenwürde, Gerechtigkeit und Frieden…