Nach Jesu Worten ist das Reich Gottes etwas, das schon da ist aber auch immer am Kommen ist. Es ist also nichts Statisches, sondern etwas Dynamisches. Es hat etwas von Wurzel und Baum, von Sein und Werden, von Realität und Verheißung.
Jesus spricht immer wieder vom Reich Gottes. Sein ganzes Denken kreist um diese Wirklichkeit und er versucht, seinen Zeitgenossen und auch uns die Augen dafür zu öffnen. Offensichtlich brauchen wir neue Augen, um es zu sehen, ein neues Verstehen, um es zu glauben und ein neues Herz, um es zu bejahen.
Das Neue Testament ist voll von Gleichnissen und Parabeln, und vor allem die „Bergpredigt“ beschreibt eindrucksvoll die innere Einstellung der Bewohner dieses Reiches. Und die sind wir.
Wir werden bis zum Ende unseres Lebens nicht damit fertig werden, die Schätze dieses Reiches zu entdecken und uns einzuschwingen in seine Melodie. Versuchen wollen wir es.
Das Reich Gottes, so wie Jesus es uns erklärt, ist in unserer Welt nicht unumstritten. Ein Grund ist sicher, dass es anspruchsvolle Entscheidungen fordert und unsere Halbheiten und Ausreden entlarvt. Niemand mag so etwas von Natur aus – außer er/sie entdeckt die Frucht einer guten Entscheidung: das Glück, mit sich selber stimmig zu sein und inneren Frieden zu erleben.
Das Reich Gottes fordert, ja, aber es respektiert unsere Freiheit und toleriert unsere Umwege. Umkehr, Richtungswechsel und neues Denken gehören zu seinem Vokabular. Aus diesem Grund ist es gut zu wissen, dass derr Satz als Bitte formuliert ist: Dein Reich möge doch kommen!
Wir brauchen in unseren Gesellschaften und Gemeinschaften die Wertvorstellungen des Evangeliums – und sind gerade dabei, sie mitten in der Corona-Krise neu zu erleben. Wir kümmern uns wieder mehr umeinander, wir fühlen uns füreinander verantwortlich. Wir entdecken das „Wir° in den vielen „Ichs“. Und wir beginnen zu begreifen:
Das Reich Gottes ist keine Utopie, sondern eine Grund-Sehnsucht des Menschen. Halten wir diese Sehnsucht wach!

Text: Sr. Pietra Hagenberger

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