Vor einigen Jahrzehnten nannte man den Heiligen Geist noch den „unbekannten Gott“. Inzwischen haben glaubende Menschen besser verstanden – auch mit Hilfe von guten Theologen und Predigern *innen – dass Gottes Geist auch in unserer Zeit wirkt. Wir können uns jetzt immer wieder neu den Zugang zum Verständnis der Heiligen Schrift erschließen lassen: Der Heilige Geist ist das Vermächtnis des auferstandenen Christus. Er lässt uns nicht allein, wo es immer gilt, die Geister zu unterscheiden
Man fragt sich oft, „wes Geistes Kind jemand ist“, oder „welcher gute oder weniger gute Geist“ in einer Gruppe vorherrscht, und man denkt dabei nicht unbedingt an den Heiligen Geist. Warum eigentlich nicht?
Das Ereignis „Pfingsten“ in der Heiligen Schrift zeigt uns bereits die „Vielsprachigkeit“ dieses Geistes. Jeder hörte die Apostel in seiner eigenen Sprache reden. Der Geist erweckt eine tiefe Betroffenheit in den Anwesenden und prägt das Leben und die Sendung Jesu Christi in die Herzen ein „wie mit Feuer.“
So sollten sie es auch weitergeben: als Feuer und nicht als Asche.
Was mich besonders anspricht, ist der Geist Gottes als der Lebendigmacher und Lebenserhalter. Vieles ist erstarrt in unserer Kirche und vielleicht auch in unseren eigenen Herzen. Wir brauchen eine neue Bewegung. In der Kirche und in uns selbst. Wir brauchen ein neues Gesundwerden im Geist
Das hebräische Wort RUAH bedeutet wörtlich wehender Wind. Es ist etwas, das in Bewegung, dynamisch, unmöglich zu sehen oder einzufangen ist. Es existiert aber überall um uns herum und wirkt auf seine eigene Weise. Das gleiche Wort RUAH bedeutet auch Atem, der einen am Leben erhält. Man sieht ihn normalerweise nicht, außer an sehr kalten Tagen. Der Geist Gottes durchweht uns Menschen und animiert uns. Dieser Geist tut unserer Seele gut. Er bringt geistgewirkte Unruhe und dann Frieden.
Außer dem Wind verwendet die Heilige Schrift auch andere Metaphern: ausgegossenes Wasser, das erfrischt und reinigt, Feuer, das wärmt und erhellt, eine Wolke, die Schatten spendet und Kühlung gibt…
Der Heilige Geist ist sowohl in der Gemeinschaft als auch in allen zwischenmenschlichen Beziehungen spürbar, und sein Fehlen wird als Mangel an echter Menschlichkeit empfunden. So sehr hat Gott sich mit uns verbunden! Wenn er in uns atmet, sind Erbarmen und Verzeihen möglich, die wir aus eigener Kraft nicht schaffen könnten.
Unsere Welt, die wir im Augenblick als heillos empfinden, bleibt der Ort der Heilsgeschichte, wo Heilung geschieht, manchmal sehr verborgen und dann wieder umwerfend eindrucksvoll. Wir brauchen neue Augen, um es zu sehen.
Wir brauchen ein geisterfülltes Herz, um Gottes Wirken im Kleinen und im Großen zu bemerken. Dabei wissen wir, dass wir es mit einem treuen Gott zu tun haben, der nicht aufhört, uns zu umwerben und uns für die Werte seines Reiches zu interessieren. Damit wir eines Tages endgültig erkennen, dass sein Reich nicht von außen auf uns zukommt, sondern in uns angelegt ist und wir uns nur dem Hauch Gottes zu öffnen brauchen, um immer mehr darin beheimatet zu sein. So wird es auch immer mehr zu unserem Anliegen, um Gottes Heiligen Geist zu bitten, wie etwa in der Pfingstsequenz oder in ihrer Kurzfassung:
Komm, du Vater der Armen
Komm, du Spender der Gaben
Komm, du Licht der Herzen.
Text: Sr. Pietra Hagenberger
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