Oft geschieht Verwandlung im Geheimen, im Grau des Alltags, versteckt in den steinernen Krügen des ewig Gleichen.
Lange Strecken unseres Lebens spüren wir nichts von unserer eigenen Veränderung. Und doch ist Veränderung das einzig Konstante in unserem Leben. Wir meinen oft, dass wir uns selber treu sind, wenn wir bei unserer einmal gefassten Meinung bleiben. Das ist ein Irrtum. Bert Brecht drückt es so aus: „Wer A sagt, muss nicht B sagen, wenn er merkt, dass A falsch war.“ Unsere Meinung zu ändern kann ein Ausdruck unserer Lebendigkeit sein. Wenn ich mich selbst oder Andere auf die Meinung von gestern festlege, tue ich uns beiden Unrecht. Ich nehme uns die Freiheit, immer wieder neu anzufangen.
Heute würde man vielleicht sagen: Ich kann mich täglich neu erfinden. Das ist mir zu wenig. Ich erfinde mich nicht selbst, sondern ich versuche zu erspüren, wer ich im Grunde meines Wesens bin. Da war nämlich schon jemand vor mir, der wunderbare Möglichkeiten in mich hinein gelegt hat, die auf Entfaltung warten, solange ich lebe.
„Was er euch sagt, das tut,“ empfiehlt Maria den Dienern bei der Hochzeit von Kana. Heute verstehen wir den Satz in einem viel weiterem Sinn.
Jesus Christus ist der, an dem wir uns ausrichten: an seinem Leben, seinen Überzeugungen, seinen Reaktionen auf verschiedene Situationen. Natürlich muss ich viele seiner Worte und Taten „in meinem Herzen bewegen“, damit sie sich mir öffnen in ihrer Bedeutung für das Heute und Jetzt. Ich werde sie in ihrem Kontext verstehen lernen, und so werden sie jung und frisch bleiben und mir die Energie geben, die ich brauche für ein bejahtes Leben.
„Tut, was er euch sagt,“ – das ist keine Kopie des Lebens Jesu Christi, sondern eine Neufassung göttlicher Identität nach seinem Bild und Gleichnis.
Wo steckt das Wunder? Vielleicht in der unstillbaren Sehnsucht, dass es mehr geben möge als unsere friedlose Welt mit ihren von negativen Emotionen getriebenen Menschen. Das Wunder ist sichtbar und greifbar in den vielen Beispielen gelebter Hilfsbereitschaft und des Teilens, von denen wir auch hören und die uns anregen, mitzuarbeiten an einer Heilung der Welt und unserer Erde.
Vielleicht glauben wir zu wenig an das Wunder, und es kommt nicht, weil wir es gar nicht erwarten. Wir schauen auf das Elend der Menschen und verzweifeln fast daran. Aber wir übersehen, wer direkt neben uns leidet. Wir könnten etwas tun, aber es wirkt so unscheinbar, unwichtig im Vergleich. Es würde unsere Herzen verändern, wenn wir im Kleinen anfangen

Ob das Wasser die Verwandlung bemerkt hat?
Es spürt seine eigene Sehnsucht nicht mehr.
Vielleicht kann es nicht mehr an das Fest glauben oder daran,
dass es für den Lobpreis gemacht ist.
„Tut, was er euch sagt“,
Halte den versteinerten Anschein nicht fest,
Geh in die Tiefe, wo das Geheimnis wohnt.
Das Wunder wartet schon.

Text: Sr. Pietra Hagenberger
Bild: Sr. Monika Schulze 2017