Wir besingen zu verschiedenen Zeiten des Kirchenjahres den Lichteinfall Gottes in unsere Welt, z.B. an Weihnachten, Ostern oder Pfingsten. Jedes Mal wird ein anderer Aspekt der Anwesenheit Gottes beleuchtet, damit wir immer wieder erinnert werden, dass unser Gott einer ist, der wirkt, der unser Herz mit Bildern füllt, die das Geschehene deuten. Wir brauchen das Licht eigentlich nur herein zu lassen, alles Übrige tut Gott selbst.
An Ostern feiern wir den Sieg des Lebens über den Tod und das Heranwachsen einer ganzen Kultur des Lebens aus dem Leben und Sterben Jesu Christi. Dazu gehören der Sieg der Gewaltlosigkeit über die nur scheinbar allmächtige Gewalt und das in Gott verankerte Selbstwertgefühl Jesu gegen alle Arroganz und Aufgeblähtheit seiner Zeitgenossen. Er war schwach und den Menschen ausgeliefert, aber in Wirklichkeit war er stark und unabhängig in seinem Gottvertrauen. In den wenigen Gesprächen mit seinen Verurteilern und Richtern zeigt er eine menschliche Würde, die bewundernswert ist. In einer gnadenlosen, misstrauischen Welt lebte er das Vertrauen.
Was aber nicht bedeutet, dass er naiv in den Tod ging. Der Kreuzestod war zu seiner Zeit eine übliche und grausame Art der Hinrichtung.. Er hatte gesehen, wie Menschen so starben. Auch ihn bewegte die Frage: Was wird aus mir?
Er bat den Vater, dass er ihm dieses Schicksal ersparen möge. Gott hat ihn nicht erhört. Er war damit einverstanden, dass Gottes Wille geschieht, auch wenn sich alles in ihm dagegen sträubte. Sein Glaube ist unsere Hoffnung. Er hat vorgelebt, dass Gott nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen erfüllt. Was für eine Zerreißprobe!

Sr. Christina Muelling, osf, schreibt folgendes Gedicht:
…schenke mir rechten Glauben …

Glaube
alles durchdringender
Durchblick des Herzens
zweifelnd schärfst du dein Profil

Glauben
Unbeweisbare Gewissheit
Vertrauensvolles zu Grunde gehen
Tiefgründiger Aufbruch der Oberflächlichkeit
Gottesverankerung

Warum tun wir uns oft so schwer damit, an die Auferstehung zu glauben?
Wir leben zu wenig in seinem Wort und Leben. Sonst wüssten wir, dass für Jesus die Grenze nicht im Tod liegt, sondern viel früher, wo ich mich für oder gegen Gott entscheide. Der Paradigmenwechsel liegt in der Tiefe des Herzens, so wie es die Versuchungsgeschichte Jesu beschreibt. Auch er musste sich seinen menschlichen Ängsten stellen und sich entscheiden für die Werte des Gottesreiches. Die beginnen nicht auf dieser Erde und enden auch nicht dort.
Jesus lebte schon in der Gegenwart des Geheimnisses, das wir Gott nennen. Er sprach über Dinge, die den Tod überschreiten. Seine Vision war ganzheitlich und gültig für Zeit und Ewigkeit. So brachte er als der Auferstandene seinen Jüngern den Frieden des Herzens wieder. „Jesus lebt“ wurde zu ihrer Überzeugung und Kraftquelle. Sie haben es erfahren und auch wir erfahren es im Glauben .
Dieser Glaube kann im Laufe eines Lebens zur Gewissheit werden – unbeweisbar aber eben erfahrbar. Und er bringt uns den Frieden des Herzens, den wir gerade jetzt so notwendig brauchen.
Frohe Ostern !
Text: Sr. Pietra Hagenberger
Foto: Pfr. Dietmar Schindler