Wir erleben gerade eine Erde, die sich wehrt gegen all den Missbrauch, der mit ihr getrieben wurde: Flutkatastrophen und Waldbrände ungeheuren Ausmaßes verwüsten unsere Länder. Wann hören wir ihren Aufschrei wirklich? Wann kann sich jeder einzelne vorstellen, was er/sie an seinem/ihrem Platz tun kann, damit sich die Erde in unseren Händen wieder wohlfühlt?
Vielleicht ist der junge Mann in dem Bild Jesus Christus, der die Erde in seinen Armen birgt und mit seinen Gebeten umfängt. Die Mandorla weist darauf hin. Jesus hat die Erde, als er als Mensch hier lebte, mit wachen Augen angeschaut und hat das Heilige in ihr erkannt. Er hat Blumen und Tiere geliebt, doch vor allem die Menschen. Jesus war ein Mensch, zu dem alles in der Schöpfung von Gott sprach. Alles war für ihn Botschaft, die es zu entschlüsseln galt. Er war zutiefst dankbar.
Zur Zeit Jesu war Umweltschutz noch kein Thema, und doch gab es lange vor ihm schon Völker, die den Respekt vor der Erde hochhielten. Sie hatten ihre heiligen Orte, wo sie sich versammelten, um Opfer darzubringen und ihre Natur-Götter anzubeten.
Was ist uns geblieben von ihrer Ehrfurcht und Achtung vor der „Mutter Erde“? Ich habe mir schon manchmal gedacht, ob die Übersetzung „Macht Euch die Erde untertan“ (1. Buch Mose) nicht glücklicher hätte ausfallen können. So klingt es nach Unterdrückung, die von der Ausbeutung nicht weit entfernt ist. Und wenn man gar den Schöpfer des Himmels und der Erde (Buch Jona) vergisst, dann kann es sogar geschehen, dass man die nächsten Generationen ausblendet, die gerne eine Erde sehen würden, auf der es noch einen Wald und viele Tierarten gibt.
Freilich hat sich Papst Franziskus eingemischt mit seiner Enzyklika „Laudato Si’“, und junge Menschen fordern in einem weltweiten Aufstand eine Umkehr des Denkens und des Tuns. Wir gehören zu den Kongregationen, die sich dem Papst voll anschließen als Laudato-Si‘-Gemeinschaften, die in einem Reflexionsprozess auf eine integrale Ökologie hinarbeiten. Wir, die wir als Schulschwestern unser ganzes Leben zum Wohl der jüngeren Generationen eingesetzt haben, können nicht einfach zuschauen, wie ihre Lebensgrundlage zerstört wird. Wir können mithelfen bei diesem Umdenken.
Viele Menschen verdrängen heute den Gedanken an den Tod. Auch das Sterben der Meere, Flüsse und des Urwaldes wollen sie nicht wahrhaben. Es geht um Geld, viel Geld… Es geht nicht mehr um den Menschen und das Leben überhaupt. Alles wird der Gier nach Macht und Reichtum untergeordnet.
Der einzelne Mensch könnte den Mut verlieren. Was kann er/sie schon tun, wenn die große Politik so profitbesessen mit unseren Ressourcen umgeht?
Ein großes Umdenken ist notwendig, aber wir dürfen auch die kleinen Schritte nicht vergessen, die einen Weg ausmachen. Viele kleine und größere Gruppen von umweltbewussten Menschen tun sich zusammen, um Projekte zu gestalten, die die Erde und ihre Bewohner wieder leben und atmen lassen.
Wir können mithelfen durch unser Interesse und unsere Gesprächsthemen, damit unsere bedrohte Erde immer mehr im Bewusstsein der Menschen bleibt.
Und noch etwas können wie tun –und das ist auch wie eine Umarmung unserer Erde – wir können wach und dankbar genießen, was uns die Erde schenkt für unsere Bedürfnisse. Und die nicht aus unseren Gedanken und Gebeten ausschließen, die nicht so privilegiert sind wie wir.
Text_ Sr. Pietra Hagenberger
Bild: Bridge Building Images, USA 1985
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