Am Sonntag, den 30. April 2017, konnten die Armen Schulschwestern in Moosburg mit einem Festprogramm unter großer Beteiligung der Bevölkerung und an einem strahlenden Frühlingstag das 150-jährige Jubiläum feiern.

Den Festgottesdienst im vollbesetzten Kastulusmünster zelebrierte Herr Stadtpfarrer Domkapitular Reinhold Föckersberger mit zwei Konzelebranten, einer Schar Ministranten und den beiden Pastoralreferenten. Weihbischof Dr. Franz Dietl wohnte dem Gottesdienst bei. Musikalisch begleitet wurde er von Stefan Metz auf der Orgel und der Schwesternband, schwungvoll und mitreißend, unter Leitung von Sr. Annemarie Bernhard.

Herr Stadtpfarrer Föckersberger richtete in der Predigt seinen Blick auf die Gründerin Maria Theresia Gerhardinger, deren Bild vor dem Altar mit einer weißen Rose geschmückt war.

Er zeigte auf, wie sich ihr Wort, „Alle Werke Gottes gehen langsam und leidvoll vor sich, dann aber stehen Sie desto fester und blühen umso herrlicher auf“, in ihrem Leben bewahrheitet hat: Die mühevollen Anfänge des Ordens, die kirchenfeindliche napoleonische Zeit, die vielen Rückschläge beim Aufbau ihres Ordens bis hin zur beschwerlichen und gefährlichen Reise nach Amerika. Papst Johannes Paul II. konnte bei der Seligsprechung 1986 sagen: „Ihr soziales Engagement und im Grunde ihr christliches Apostolat, das in der Person der säkularisierten Gesellschaft unserer Zeit seinen vollen Ausdruck findet, behält Gültigkeit und Aktualität, heute wie damals.“ Das galt und gilt seit eineinhalb Jahrhunderten auch für unsere Schwestern in Moosburg.
Er drückte seine Freude aus, dass die Schwestern auch heute noch zum Stadtbild gehören und sagte den Schwestern ein großes und herzliches „Vergelts Gott!“ für die langen Jahrzehnte ihres Dienstes in Stadt und Pfarrei, dankte den vielen Schwestern, die hier waren und zu einem nicht geringen Teil auf dem Friedhof ruhen. Sein Dank galt allen Verantwortlichen in Kirche und Kommune, die die Schwestern in Moosburg stets großherzig unterstützt haben. Der Stadtpfarrer endete seine Ansprache mit dem Wunsch: “Mögen Sie, liebe Schwestern, hier bei uns und weltweit noch lange vielen jungen Menschen das Licht des Lebens zeigen.“

Besondere Aufmerksamkeit erfuhr der Tanz der Kinder des Kastuluskindergartens, „Alle Kinder dieser Erde können Freunde sein“, und die Weihe der Kerzen für den Kindergarten am Ende des Festgottesdienstes.

Die Feierstunde im Kolpingsheim erinnerte an das Wirken der Armen Schulschwestern und gab Ausblick auf deren Sendung gestern und heute.

Musikalisch umrahmt wurde der Festakt von Musikstücken mit Violine (Lucia Haimerl) und Klavier (Stefan Metz),

sowie dem Projektchor der Theresia-Gerhardinger Grundschule unter Leitung von Christina Busch.

Herr Landrat Josef Hauner zeigte seine vielfache Verbundenheit mit den Armen Schulschwestern auf. Von seiner Junglehrerzeit an der Grundschule St. Korbinian in Freising, an der er fünf Jahre zusammen mit Schulschwestern unterrichtete, nimmt er die Erfahrung mit, dass die Schwestern sehr weltoffen waren, dass sie aufgeschlossen gegenüber Neuem sind und ein großes Gespür für die Nöte unserer Kinder haben. Als Landrat schätzt er die Schulen, die den Auftrag der Schulschwestern im Landkreis weiterführen, so die Grundschule Nord in Moosburg, die den Namen Theresia-Gerhardinger-Schule trägt, und die Imma-Mack-Realschule Eching, die an eine mutige Schulschwester erinnert.

Bürgermeisterin Anita Meinelt, die Hausherrin unseres Klosters, wies auf die Initiative einer Besonderheit hin, über die ein Artikel der Moosburger Zeitung aus dem Jahr 1866 berichtet: Jene Eltern, deren Töchter ein höheres Maß als durch die gewöhnliche Elementarbildung erteiltes Wissen wollen, werden in der neuen Anstalt gediegenen Unterricht in der französischen Sprache und im Zeichnen erhalten.
Eine besondere Würdigung erfahren die klösterlichen Schulleiterinnen M. Perseveranda, M. Gorgina und M. Luisa, deren Beliebtheit und Engagement heute noch im Munde der Bevölkerung sind.
Sie dankte den Schwestern, die jetzt in Moosburg leben, für ihren Dienst in Stadt und Kindergarten.

Schwester M. Charlotte erinnerte in ihrem Grußwort an die Gründung der Niederlassung in Moosburg, die sich einige Jahre hinzog, da unsere Gründerin klare Vorstellungen hatte hinsichtlich Unterbringung der Schwestern und der Unterrichtsräume. So bearbeitete bzw. ergänzte sie die Baupläne, nahm die Gegebenheiten selbst in Augenschein, legte besonderen Wert auf einen dazugehörigen Garten. So konnten 1867 die ersten vier Schwestern den Unterricht an der Mädchenschule beginnen. Hinzu kam ein Kindergarten, eine Suppenschule und schließlich eine Nähschule für junge Mädchen und arbeitslose Frauen. Zwischen den Schwestern und der Bevölkerung Moosburgs und Umgebung bestand von Anfang an ein gutes Verhältnis. Die Arbeit der Schwestern wurde sehr geschätzt. Während der Nazizeit erreichte der Bürgermeister, selbst Ortsgruppenleiter, dass die Schwestern in Volksschule und Nähschule verbleiben durften und nach dem Krieg wieder eine klösterliche Schulleitung eingesetzt wurde.
Die Wertschätzung der Arbeit der Schwestern in Erziehung und Bildung wurde deutlich, als die Grundschule Nord 2011 in Theresia-Gerhardinger-Schule benannt wurde.
Schwester Charlotte dankte den vier Schwestern im Konvent Moosburg, die sich über die Berufsarbeit hinaus für Kirche und soziale Belange engagieren und ermutigte sie mit einem Wort unserer Gründerin „Vertraut auf Gott und wandelt auf seinen Wegen, dann wird er auch mit euch sein!“

Weihbischof Dr. Franz Dietl schilderte seine Erlebnisse und Erfahrungen aus der Kindergarten- und Volksschulzeit bei den Armen Schulschwestern in Moosburg. Lebhaft erinnerte er sich noch an eine beispielhafte Schulführung und den großartigen Religionsunterricht, an die Ausflüge und Festveranstaltungen. In der Rückschau auf das Wirken der Schulschwestern kann er sagen, dass die Schwestern mit großem Einsatz, auch mit ihrer Weltanschauung vielen Moosburgern geistige, kulturelle und kirchliche Ausrichtung gegeben haben. Er hat exemplarisch aufgezeigt, wie hoch das Wirken der Schwestern in der Stadt Moosburg geschätzt wurde und wird.

Der Festredner, P. Stefan Stöhr SDB, hat das Thema der Festschrift „Unsere Sendung – gestern und heute“ fortgeführt und den Blick auf das Morgen gerichtet. „Wir können das Thema Sendung und Auftrag nur betrachten, wenn wir vom Auftrag der Gründerin ausgehen und schauen, was jetzt notwendig ist und nicht im Hier und Jetzt stehen bleiben, sondern den Blick immer dem, was vor uns liegt, zuwenden.
6 Schlagworte sind es, die uns ermöglichen, unseren expliziten Auftrag für Kinder und Jugendliche heute gemeinsam zu verwirklichen:
Partizipation
Beziehung und Begleitung
Horizonte erweitern
Gemeinschaft erleben und Feste feiern
Spirituelle Angebote und liturgische Feiern
Orte der Stille und der Begegnung
Wenn ich das hier jetzt skizziere, dann ist dieser Sendungsauftrag nicht noch eine zusätzliche Last, die ich Ihnen, liebe Schwestern, heute auf die Schultern lege, sondern ganz bewusst für Sie alle, die Sie mit der Gemeinschaft hier in Moosburg den Auftrag von Maria Theresia Gerhardinger fortführen wollen und somit an der allgemeinen Berufung und Sendung der Kirche teilhaben.“

Am Nachmittag war die Bevölkerung eingeladen, einen Blick hinter die Klostermauern zu werfen. Die Schwestern öffneten Kapelle und Gemeinschaftsräume und zeigten an verschiedenen Schautafeln das Wirken der Armen Schulschwestern weltweit und besonders in Moosburg. Diese einmalige Gelegenheit ließen sich die Bürger aus Moosburg und Umgebung nicht entgehen, zeigten großes Interesse und tauschten gemeinsame Erlebnisse mit ihren ehemaligen Schwestern in Schule und Kindergarten aus. Sie waren auch eingeladen zu Kaffee und Kuchen, gestiftet vom engagierten Moosburger Pfarrgemeinderat.
Beim Abschluss des Tages an der Lourdesgrotte im Klostergarten stimmte noch eine beachtliche Besucherzahl in das Gebet und den Gesang ein. Damit ging ein sonniger, festlicher Tag für die Schulschwestern in Moosburg zu Ende.