Unter dem Exerzitien-Thema: „Die Gnade der zweiten Reihe“ bereiteten sich 22 Schwestern auf die Feier ihres 50- bzw. 60-jährigen Ordensjubiläums vor. Die Exerzitien leitete Pater Erik Riechers, der – nach seinen eigenen Worten – gekommen sei, zu würdigen, was Gott Großes an den Schwestern gewirkt habe, damit sie in Dankbarkeit darüber jubeln und sich freuen könnten.
Zum Abschluss der Exerzitien mit dem Festgottesdienst konnten von den insgesamt 40 Schwestern, die in diesem Jahr ihr 50-, 60-, 70- oder sogar 75-jähriges Jubiläum begehen, drei weitere bei den Feierlichkeiten anwesend sein – darunter auch eine der 75-jährigen Jubilarinnen – und zusammen mit Mitschwestern, Angehörigen und Freunden in Freude und Dankbarkeit feiern.
Eine besondere Freude war es, dass auch eine Schwester aus Ungarn das Jubiläum mit ihrer Noviziatsgruppe hier im Mutterhaus feiern konnte.
Der Hausgeistliche Dr. Andreas Kowatsch begrüßte die feiernde Gemeinde und stellte die sieben Konzelebranten vor.
Dem mit Chor- und Orgelmusik feierlich gestalteten Festgottesdienst in der St. Jakobskirche am Anger stand Pater Erik Riechers vor. Bei der Eröffnung des Gottesdienstes betonte er, wie wichtig es ist, das Leben einer jeden Schwester zu würdigen und dafür zu danken und vor allem zu jubeln.
Mit der Lesung aus dem Römerbrief stimmten die Jubilarinnen in den Lobpreis des Apostels Paulus ein, erinnerten aber damit auch an die Unbegreiflichkeit Gottes.
In seiner Ansprache verwies Pater Erik am Beispiel des Apostels Petrus darauf, dass es in allen Konflikten Jesu mit seinen Jüngern um Macht und Autorität ging, wobei er das unterschiedliche Verständnis von Macht hervorhob:
Menschen aller Zeiten sähen Macht oft als Kontrolle über das Leben, die Welt und die Mitmenschen, während Gott eher zum Lösen tendiere und die Macht als Einfluss und nicht als Bindung ausübe, wobei diese Macht aber oft mehr Herausforderung als Privileg sei. Im Tagesevangelium werde deutlich, dass die Quelle der Macht Jesu darin begründet liege, dass er seine Rolle als geliebter Sohn annehme und daraus lebe. Am Beispiel des Apostels Petrus zeigte Pater Riechers weiter auf, dass es bei dieser Macht nicht um die Beherrschung und Bindung des Menschen gehe, sondern vielmehr – wie wir es bei Gott immer wieder erfahren – um die Macht des Lösens und der Liebe und um den konkreten Dienst, in dem die Liebe sichtbar werde, so wie bei der Fußwaschung (vgl. Joh 13) Jesu.
Diese Macht der Liebe übertrug Pater Erik am Ende seiner Homilie auch auf die Jubilarinnen.
„Und für die Menschen, die sie im Laufe von 50, 60 und 75 Jahren berührt haben, dort, wo sie wund waren, hat die Macht der Liebe Jesu auch einen Namen und Gesicht: nämlich, die Namen und Gesichter dieser Frauen.
Die Gnade aus der zweiten Reihe. Das war Thema unserer Exerzitien. Und hier sitzen die Frauen aus der zweiten Reihe. Frauen, die ihre Macht so ausgelebt haben als Einfluss und nicht als Kontrolle. Sie zeigen uns, wie die Macht des Lösens aussieht
1. Eine Macht die sich nicht entzieht und dispensiert, sondern umarmt.
2. Eine Macht die nicht ausschließt, sondern einschließt.
3. Eine Macht, nicht für abstrakte Details, sondern für reale menschliche Nöte.
Sie sind mehr als Jubilarinnen. Sie sind ein Grund zum Jubeln, dass es solche Menschen noch unter uns gibt.
Im Anschluss an die Homilie lud Provinzoberin Schwester M. Monika Schmidt die Jubilarinnen zur Erneuerung ihrer Gelübde ein und somit Antwort zu geben auf die Treue Gottes und seine Liebe, die sie in ihrem Leben erfahren haben. Die Provinzoberin nahm die Gelübdeerneuerung der Jubilarinnen dankend entgegen und wünschte ihnen: „ Der Herr segne Ihre erneute Bereitschaft, er stärke Ihr Vertrauen auf seine Führung und er schenke Ihnen – wie es Mutter Theresia formuliert – nach einem Leben in Treue die Fülle des Lebens in der Ewigkeit.“
In den Fürbitten gedachten die Jubilarinnen aller Schwestern der Kongregation, der Jubilarinnen, die nicht anwesend sein konnten, der Verantwortlichen in Kirche und Welt, der Familien und jungen Menschen sowie aller Verstorbenen.
Nach dem Schlusssegen wandte sich Schwester M. Monika nochmals an die Jubilarinnen. Sie deutet das Symbol der Rose als Zeichen der Wertschätzung, des Dankes und der Liebe „Immer wenn der Weg beschwerlich wird, denken Sie an die Botschaft der Rose: ’Ich bin geliebt.’“ Anschließend überreichte sie jeder Jubilarin eine Rose und fand dabei persönliche Worte.
Die Jubiläumskerze wurde am Ende des Gottesdienstes von den Altarstufen ans Grab der Ordensgründerin Theresia von Jesu Gerhardinger getragen. Dort sandte Schwester M. Monika die Jubilarinnen mit den Segensworten Mutter Theresias aus auf die nächste Etappe ihrer Wegstrecke.
Mitschwestern aus den umliegenden Filialen bzw. den Heimatfilialen, Angehörige und Freunde gratulierten den Jubilarinnen nach dem festlichen Gottesdienst im Vestibül.
Während des Mittagsmahls gratulierte der Schwesternchor, der bereits die Messe feierlich mitgestaltet hatte.
Für die intensive und bereichernde Exerzitienwoche und den gelungenen Festtag dankten Schwester M. Concordia und Schwester M. Alessandra Pater Erik Riechers sowie der Provinzoberin Schwester M. Monika und der Hausoberin Schwester M. Margrit stellvertretend für alle Schwestern, die für das Gelingen dieser Woche und des Festtages selbst zahlreiche Vorbereitungen, Dienste und Hilfestellungen übernommen hatten, und sie dankten für die festliche Gestaltung der Jubiläumsfeier.
Die Jubilarinnen kehrten zuversichtlich und dankbar aufgrund der neu zugesprochenen Würde in ihre Gemeinschaften zurück. Wir freuen uns, dass die Tage gesegnet waren, und danken allen, die dazu beigetragen haben.
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