Orientierungstage in Neunburg vorm Wald—-„ver-rückt!“

14 Teilnehmerinnen im Alter von 12 bis 24 aus der Umgebung von Roding, Cham und Neunburg vorm Wald ließen sich auf ein „ver-rücktes“ Wochenende ein und kamen zu den Orientierungstagen nach Neunburg. Darunter waren auch neue Gesichter und „Altbekannte“, die sich eigentlich schon mal aus der Runde verabschiedet hatten…

Freitag

Schon gleich zu Beginn setzten wir uns mit der Doppeldeutigkeit unseres Themas auseinander. Wir verrückten uns immer wieder, weil wir uns nach Größe, Haarlänge, Schuhgröße… aufstellten. Und wir spielten verrückt indem wir Schachteln stapelten um diese dann zu tragen. Nur dass diese so gestapelt wurden, dass man sie oftmals nicht einmal heben konnte. Das ist doch verrückt, oder?
Um Schachteln ging es auch in der Geschichte „Du bist mein“. Die Bewohner der Stadt Wemick sammelten sie. Je bunter, größer, ausgefallener, desto besser. Punchinello wollte unbedingt dazugehören, und fing an, ebenfalls Schachteln zu sammeln, koste es was es wolle. Es kostete ihn alles: Sein Haus, sein Bett und seine Freunde. Am Ende traf er Eli, seinen Schöpfer. Dieser erinnerte ihn an eine wichtige Wahrheit. Es zählt nicht, was du hast und besitzt. Es zählt, was du bist. Und du bist mein, deshalb bist du einmalig!
Was hat diese verrückte Geschichte mit mir zu tun, was sagt sie mir für mein Leben? Wir stellten fest: ziemlich viel. Auch in uns steckt oft ein kleiner „Punchinello“. Wir wollen anderen gefallen, wie die anderen sein, dazu gehören, im Mittelpunkt stehen… Dabei vergessen wir oft, was wirklich wichtig ist: Freundschaft, Liebe, Geborgenheit… All die Dinge, die man nicht mit Geld kaufen und besitzen kann.
So wie Punchinello können auch wir immer wieder zu unserem Schöpfer kommen, zu ihm beten. Er hilft uns dabei, etwas zu verrücken.
Und so beendeten wir die erste Einheit mit einem Abendlob.

Angeregt durch das Thema des Wochenendes verrückten wir auch unseren Ablauf und wurden bereits am 1. Abend kreativ. Eine selbstgestaltete Schachtel soll uns immer wieder an die Zusage Gottes erinnern: „Du bist einmalig, weil du mein bist!“

Samstag

In den neuen Tag starten wir mit einem Morgenlob. Jede Teilnehmerin zog einen Psalmvers. Sie schmückten ihn mit verschiedenen Legematerialien. Die Ergebnisse waren so bunt und einmalig, wie sie selbst.

Danach verließen wir das Hier und Jetzt. Nach einer Zeitreise und einem Ortwechsel lebten wir in der Zeit Jesu und waren im Boot auf einem See. Auch waren wir für kurze Zeit nicht mehr wir selbst. Sondern Jesus, Petrus und seine Jünger. Ver-rückt, aber der Bibliolog machte es möglich.
Als Jünger Jesus stellten wir uns die Frage: „Warum erschrecke ich, wenn ich sehe, dass Jesus auf dem Wasser geht?“
Als Jesus werde ich gefragt: „Was möchtest du den Jüngern sagen?“
Als Petrus bekomme ich folgende Fragen gestellt: Wie ist es für dich, auf dem Wasser zu gehen? Was hat dir Angst gemacht?“
Nachdem der Rückreise tauschten wir uns über die neuen und etwas verrückten Erfahrungen aus und stellten fest: Durch das Hineinschlüpfen in die beteiligten Personen der Schriftstelle haben wir einen tieferen Zugang zur Schriftstelle bekommen. Unseren „Gang auf dem See“ werden wir nicht mehr so schnell vergessen.

Nach einem guten Mittagessen und einer Pause starteten wir mit einer Aktualisierung unseres Themas in den Nachmittag. Zunächst stellten wir den Begriff „Verrückt“ pantomimisch dar und die Interpretationen waren verblüffend. Noch vielseitiger und kreativer war das anschließende Schreibgespräch und dementsprechend interessant der darauffolgende Austausch. Nachdem wir uns den folgenden Fragen stellten„Wo bzw. wonach bin ich ver-rückt? Was bringt mich dazu, etwas zu verrücken?“, beschäftigten wir uns noch einmal mit den Personen, denen wir bereits vorher begegnet waren: „Was ist an Punchinello und den anderen Wemicks verrückt – und was an Jesus, Petrus und den anderen Jüngern?“
Wir stellten fest: „Punchinello ist verrückt, weil er alles hergibt, um besser zu sein, als die Andern.  Die anderen Wemicks sind verrückt, weil ihnen der Besitz von den Schachteln wichtiger ist, als Familie, Liebe und Freundschaft.
„Jesus ist verrückt, weil er auf seine Jünger vertraut und sie auf ihn vertrauen. Und Petrus, weil er auf Gott vertraut, dass er ihn über das Wasser führen wird. Aber er wäre auch verrückt, wenn er es nicht täte. Die Jünger sind ebenfalls verrückt, denn sie brauchen erst einen Beweiß dafür, dass Jesus Gottes Sohn ist.“

Nachdem wir uns sehr intensiv mit dem Verrücktsein der Anderen auseinander gesetzt hatten, war es an der Zeit, uns selbst in den Blick zu nehmen. Unser leben ist vergleichbar mit einem Puzzle mit seinen vielen Teilen und eine Lebensaufgabe, die einzelnen Teile immer wieder zu verrücken, um sie an den richtigen Platz zu bringen bzw. bringen zu lassen. Und so bemalten wir ein Puzzle, ließen es aus seinem Rahmen fallen und puzzelten anschließend um die Wette.
Gute Traditionen soll man pflegen – so endete auch an diesem Wochenende der Samstag mit einem Spieleabend. Wir waren mal eben im Englischen Garten, rochen an Stühlen, spielten ein Monsterspiel und lernten den Otto und seine Vorlieben bzw. Abneigungen kennen.

Sonntag:

Am Sonntagvormittag begegneten wir einem Friseur und einem Mann, der einen einschneidenden Termin hatte. Wie das? Natürlich in Form von einer Geschichte. Verrückt daran war, dass der Friseur sich die Frage stellte, ob es Gott überhaupt gibt. Denn warum gibt es soviel Schmerz und Armut auf der Welt. Der Mann sah einen anderen Mann mit langen und zerzausten Haaren und stellte fest. Dann gibt es auch keine Friseure mehr. Und die Botschaft der Geschichte: Das Problem ist, dass die Menschen nicht zu Gott kommen, um sich beschenken zu lassen.

Gott ist verrückt nach uns Menschen. In dem Lied und Tanz „Du bist ein Königskind“ spürten wir dem Geheimnis nach, dass es immer mehr zu begreifen gilt.

Damit uns diese Botschaft immer tiefer ins Herz rutschen kann, erhielt jede Teilnehmerin den Liedtext als „Mitgebsel“.
Auf vielfachen Wunsch endete unserer Wochenende mit einem „Groove“ Folgende Texte wurde zeitgleich in unterschiedlichen Rhythmen gesprochen:
„Verrückt“, „Bist du scho“, „Bin i ned“, „Macht doch mir nix aus.“

Die Zeit verging wie im Flug und nach dem Gottesdienst in der Neunburger Pfarrkirche und einem leckeren Mittagessen endete unser ver-rücktes Wochenende und am Ende hieß es: „Auf ein Wiedersehen im Oktober“ Dann sind wir „kreuz und quer“ unterwegs.

Ein Herzliches Dankeschön den Schwestern in Neunburg für die Gastfreundschaft und die Unterstützung. Vor allem für die Bereitstellung der Hort- und Kindergartenräume. Wir kommen gerne wieder – und vielleicht auch DU???